Bernhausen, evangelische Jakobuskirche

Disposition

Umbauprojekt der Firma Michael Mauch 2007 (Intonation: Tilman Trefz)

Sachverständiger: KMD Prof. Volker Lutz

Die Orgel in Stichworten:

  • Orgel von Friedrich Weigle, Echterdingen, 1954.
  • Neubau unter Verwendung historischen Pfeifenmaterials aus der romantischen Vorgängerorgel (ebenso von Weigle).

Arbeitsschwerpunkte:

  • Reinigung
  • Neuer Prospekt und Fassung der Orgel nach einem Entwurf unseres Partners für Gestaltungsfragen Aaron Werbick
  • Technische Instandsetzung, insbesondere der Trakturen, im Hinblick auf ein präzises, passend zum Konzept besonders druckpunktbetontes Spielgefühl.
  • Klangliche Erweiterung und Neugestaltung

Zur klanglichen Arbeit:

Die Jakobuskirche Bernhausen ist das Zentrum einer ungewöhnlich lebendigen Gemeinde. In den 50er-Jahren wurde die alte, zu kleine Dorfkirche durch den Anbau eines zweiten Schiffs zur Winkelkirche. Aus dem neuen Schiff blickt man frontal auf die in eine Wandnische eingelassene Orgel.

Sonntags ist die Kirche auch heute meist voll besetzt- ein seltener Umstand, dem der Klang der unüberarbeiteten Orgel in der trockenen Akustik nur bedingt gerecht werden konnte.

Die „Silbermann-Idee“

Wer als Orgelbauer viel Zeit in durchschnittlichen Orgeln der 60er und 70ger Jahre verbrachte, den wird der Blick in den geräumigen Unterbau der Weigle-Orgel erfreuen: Viel Platz, fast allen aus Holz und eine gut durchdachte Anlage, bei der Hauptwerk, Nebenwerk und Pedal wohlgeordnet und gut zugänglich hintereinander stehen. Eine freie Windversorgung mit Doppelfaltenbalg, Wellenbrettern und Mechanik nach alter Machart- das roch nach einem ebenso geradlinigen Klangkonzept.

Gottfried Silbermann hat für sich selbst diesen Anspruch formuliert: Seine Orgeln können auch in voller Kirche den Gemeindegesang würdevoll führen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Orgelsachverständigen entstand ein Konzept, dass sich –aus süddeutschem Blickwinkel- seiner Tugenden bediente: Ein kernig-kräftiger Principalchor, ein neues Cornett mit Mensuren, die mühelos Kraft entfalten. Dazu eine neue Trompete 8´ sowie eine ausgesprochen runde Posaune 16´, die sowohl einen Choral als auch das Plenum begleiten und den Gesamtklang gravitätisch abrunden kann.

Michael Mauchs Idee, durch Metall- statt Holzpfeifen mehr Klang durch den Prospekt in die Kirche zu bringen wurde schließlich Vater des Gedanken, gleich einen ganz neuen Prospekt zu entwerfen. Aaron Werbick konnte mit seinem Entwurf überzeugen. Der Wunsch nach schlanken, gliedernden Pfeifen machte es möglich in diesem Zuge einen zweiten offenen 8´ anzulegen, der nun mit seinem feinen, grundierenden Charakter als Suavial 8´ das Hinterwerk bereichert. Er rundet als empfindsame Farbe die sonst auf vitale Kraftentfaltung abzielenden Klangmaßnahmen ab, die Orgel hat auch im leisen Bereich eine Erweiterung erfahren.